Im Gespräch mit der Künstlerin Lena Wigers

Die Künstlerin Lena Wigers führt ihre nachdenkliche, leise ausdrucksstarke Welt mit ihrer Serie „Conversation“, die für die WOA-Herbstkollektion 2025 entstanden ist, erneut bei Wall of Art ein. In unserem Gespräch im Apartment von Wall of Art reflektiert Lena über die Impulse, die ihren kreativen Prozess auslösen, über die Rolle von Textur als lebendige Präsenz in ihren Kompositionen und darüber, wie sie sich vorstellt, dass diese Werke ihren Platz im Rhythmus eines Zuhauses finden.

Fotos von Björn Eklund

Wie würdest du deine Kunst mit einem einzigen Wort beschreiben?

Harmonisch. Aber mit einem Unterton von etwas leicht Schiefem, sodass die Harmonie niemals ganz selbstverständlich wird.

Was löst normalerweise die Idee für ein neues Werk aus — eine Farbe, ein Gefühl, frühere Entwürfe?

Eine Mischung. Oft sind es Formen oder Farben des Alltags, die etwas in Gang setzen, aber genauso häufig beginnt der Prozess mit einer alten Skizze, die neues Leben erhält, oder mit einem Material, das ich finde — ein Stück Papier, ein Stück Leinwand, ein unerwarteter Ton. Manchmal werde ich an etwas erinnert, das ich einst begonnen, aber nicht vollendet habe, und erst wenn Zeit die Idee reifen ließ, wird sie plötzlich klar. Ich versuche, offen für Impulse zu bleiben, damit Inspiration aus vielen Richtungen kommen kann.

Textur spielt in deinen Werken eine eher subtile und gleichzeitig starke Rolle. Wie wählst du Materialien und Texturen für deine Kompositionen aus?

Ich fühlte mich schon immer zu Oberflächen hingezogen, die zum Berühren einladen und ein eigenes Leben tragen — die nicht vollkommen perfekt sind. Das kann gealtertes Papier sein, rohe Leinwand oder Schichten aus Öl und Collage. Die Textur wird fast wie ein Körper für das Werk, etwas, das es präsenter wirken lässt und ihm eine zusätzliche Dimension verleiht.

Woran erkennst du, dass ein Werk fertig ist?

Wenn die Balance gefunden ist — irgendwo zwischen Harmonie und einem leichten Reiben. Ich mag es, wenn etwas Unerwartetes da ist, eine kleine Verschiebung, die das Auge nicht ganz zur Ruhe kommen lässt.

Was ist in deinem Atelier immer vorhanden, abgesehen von den offensichtlichen Werkzeugen?

Musik, etwas Gutes zu trinken und ziemlich viel Stille — eine Stille, die zu einer Zutat meines Schaffens wird. Ich liebe den Moment, in dem diese Präsenz entsteht, wenn der Fokus so stark wird, dass die Zeit verschwindet und der Prozess des Schaffens selbst zur Quelle von Freude wird.

Wie stellst du dir vor, dass diese neuen Werke in einem Zuhause wirken?

Zunächst wollte ich sagen, dass ich nicht so weit vorausdenke. Aber eigentlich doch — manchmal sehe ich sie als stillen Begleiter, manchmal als starke Stimme, die den Raum einnimmt. Ein Werk kann völlig für sich stehen und die Stimmung tragen; in diesem Fall hoffe ich, dass es Wärme und Harmonie beiträgt. Gleichzeitig ist es spannend, sich vorzustellen, wie dasselbe Werk in Dialog mit anderen Bildern etwas völlig anderes werden kann — vielleicht als Teil einer Bilderwand oder im Zusammenspiel mit dem umgebenden Interieur